Geldern Fitness

 

Verdon-Canyon-Challenge vom 13.06.2010

Wir haben zu dritt mehr als 6 Monate auf dieses Erlebnis der besonderen Art trainiert. Wir wussten es wird hart und wundervoll zu gleich. Die Verdon-Canyon-Challenge findet in einer der schönsten Gegenden Frankreichs statt. Der Verdon-Canyon ist der größte Canyon in Europa und es mussten auf einer halsbrecherischen Strecke mehr als 2100 Höhenmeter überwunden werden.

Schon das Training war hart. 6 Monate mindestens 40 km pro Woche laufen und das bei Wind und Wetter. Dann mussten auch noch Steigungen ins Training integriert werden. Dies stellte sich als besondere Herausforderung für jemanden heraus, der am flachen Niederrhein lebt. So fand das Training oft in der “Sonsbecker Schweiz” statt, der einzigen Gegend am Niederrhein, wo wenigstens kleine Steigungen trainiert werden konnten. Diese waren jedoch winzigst gegen die eigentlichen Herausforderungen der Canyon Challenge. Dazu haben wir Trainingsläufe in der Brunsumer Heide auf Sandboden absolviert, bei denen jede Steigung im Gelände mitgenommen wurde. Kohlenberge wurden hochgelaufen, um die Höhenmeter zu trainieren. Ein Trainingslauf wurde sogar in Rheinland Pfalz organisiert. Hier sind wir eine Strecke von 18 Km und ca. 1000 Höhenmetern auf dem “Lisa-Pfad” gelaufen. Das alles immer mit Rucksack und 2 Litern Getränken, da diese auch in Frankreich mitgenommen werden mussten.

Abschließend zum Training lässt sich sagen, dass es eine wunderschöne Erfahrung war, all die Läufe, Berge und Schwierigkeiten überwunden zu haben. Gegen dass, was uns jedoch in Frankreich erwartete, war dies alles nur Miniatur und das Minimum, was wir machen konnten.

Bei schönstem Wetter sahen wir dann endlich am 13.06.2010 den Canyon des Verdon.

Verdon Canyon Challenge 2010

Um 8:30 fiel der Startschuss zur Verdon-Canyon-Challenge, dem wir so lange entgegengefiebert hatten. Am Start lag die Nervosität der Teilnehmer quasi in der Luft, denn keiner wusste, was auf  ihn zukam. Umringt von mächtigen Bergen, deren Gipfel alle erklommen werden mussten, hatten wir riesigen Respekt vor der Strecke, die sich als technisch anspruchsvoll herausstellte. Vom Start weg mussten auf den ersten 5 Kilometern schon über 800 Höhenmeter überwunden werden. Auf normalen Wegen ist dies schon eine Herausforderung, aber in der Verdon-Schlucht sind die Wege zusätzlich mit Felsbrocken, Baumwurzeln und umgekippten Bäumen versehen. Schon beim ersten Anstieg spürte ich mein Herz bis zu den Ohren schlagen und wenn ich nicht das Streckenprofil gekannt hätte, das mir sagte, dass die ersten 5 Kilometer von den zu überwindenden Höhenmetern die härtesten sind, hätte ich hier das Handtuch geworfen.

Verdon Canyon Challenge 2010c

Verdon Canyon Challenge 2010a

Der harte Aufstieg wurde mit einem super schönen Ausblick belohnt. Oben angekommen stand ich mit vor Anstrengung zitternden Muskeln und einem Herzen, das mit 180 Schlägen pro Minute pumpte, auf dem Berggipfel und konnte auf den See St. Croix schauen. Ein Traum...

Verdon Canyon Challenge 2010l

Dort dachte ich: “ Jetzt können wir aber mal richtig laufen... ”

Weit gefehlt: Hier war alles mit Felsbrocken übersät, so dass es ein schwieriger Hindernis-Parcours war. Der Abstieg, auf den ich mich gefreut hatte, stellte sich als sehr hart heraus. Er war so steil, dass die Muskeln im Oberschenkel und Po brannten. Auch bergab laufen ist nicht immer eine Erholung wie ich jetzt weiß. Am Ende des Abstiegs war der erste Check- Point und die ersten 10 Kilometer waren geschafft...

Der zweite Abschnitt war dann technisch weniger anspruchsvoll und konnte zum größten Teil gut gelaufen werden. Hier konnten meine Freunde und ich dann mal ein wenig Kilometer machen... Nach dem wir auch diesen Abschnitt gemeistert hatten kam wieder ein Check-Point! Zwei Drittel der Strecke waren geschafft. Es wurden Wasserflaschen aufgefüllt, Cola getrunken, ein paar Energiegels verzehrt und dann ging es schon weiter auf die letzten 10 KM.

Hier folgte das wohl technisch anspruchsvollste Stück der Challenge, nochmals steile Anstiege waren zu meistern. Manchmal stand man unten am Anstieg, schaute hinauf und sah nur, dass der Weg, falls man ihn so beschreiben kann, irgendwo im Himmel endete. Mit wild klopfendem Herz wurden aber auch diese gemeistert und das auf einem Untergrund, der sehr schwierig zu laufen war. Außerdem verlangte die geniale Aussicht hier, dass man schwindelfrei war. An einigen Stellen war der Weg sehr schmal und führte an den Steilhängen des Canyon entlang. Auch Kletterpassagen durch Felsspalten fehlten bei diesem Rennen nicht...  Es bot sich hier wirklich alles, was das Sportlerherz, das nach immer neuen Herausforderungen sucht, erfreut.

Verdon Canyon Challenge 2010d

Verdon Canyon Challenge 2010m

Allerdings muss ich sagen, dass ich schon bei den 30 Kilometern, durch die Strecke ans Limit meiner Leistungsfähigkeit geführt wurde. Bei Kilometer 28 waren meine Muskeln völlig leer, alles Glykogen verbrannt und mein Herz schlug mit 206 Schlägen pro Minute. Ich dachte gar nicht, dass ich noch so einen Puls erreichen konnte, da ich bei normalen Trainingseinheiten selten über 170 Schläge komme. Nun war also eine kurze Pause angesagt. Trinken, noch mal Gel einwerfen und weiter geht es... Dachte ich... Ich kam genau 2 Meter weiter. O.K. Pause... Wieder 2 Meter und mit dieser Taktik habe ich den letzten Anstieg überwunden.

Bei Kilometer 29 noch mal ein Check-Point! Es war schon ein gutes Gefühl zu wissen, dass jetzt nur noch ein Kilometer folgte und dieser hauptsächlich bergab gelaufen wurde.

Nach 6 Stunden und 24 Minuten lief ich dann mit meinen Freunden Michael und Anja Hand in Hand überglücklich ins Ziel!

Während dieses Abenteuers haben wir alle drei jede Menge über unseren Körper und unsere Psyche gelernt. Deshalb liebe ich  Herausforderungen, die wirklich ans Limit gehen...

Warum jeder mal an der Verdon-Canyon-Challenge teil nehmen sollte:

Der Trail-Lauf findet in einer phantastischen Landschaft statt.

Jeder, der ihn besteht, lernt viel über sich selbst, sowohl, was seinen Körper als auch seinen Geist betrifft.

Die Freundschaft unter den Läufern, die sich so was zutrauen ist einfach phänomenal und muss erlebt werden. Läufer der unterschiedlichsten Nationen haben sich während des Laufes zusammen getan und sich gegenseitig geholfen, obwohl sie sich vorher gar nicht kannten... Ein grandioses Gefühl.

Ich bin jetzt vom Virus Trail-Laufen infiziert.

Wir sehen uns sicherlich auf einem der nächsten Trails...

Ein Traum ist wahr geworden...

 

P.S. Nicht vergessen will ich, Danke zu sagen:

Als erstes will ich meiner Frau und meinen Kindern danken. Simone hat mir den Rücken stets für sämtliche Trainingseinheiten frei gehalten und viele meiner häuslichen Aufgaben übernommen, während ich trainiert habe. Auch meinen beiden kleinen Mädchen Amelie und Elisa gehört ein dickes Dankeschön dafür, dass sie den Papa haben laufen lassen, obwohl sie oft lieber mit mir gespielt hätten. Ich bin mächtig stolz auf euch drei und glücklich, dass ich euch habe. Einfach schön zu wissen, dass ihr hinter mir steht, euch mit mir freut und mir solche “Eskapaden” ermöglicht. Ohne euch wäre das alles nicht möglich... DANKE!

Und jetzt ein Danke für Euch: “ Liebe Pflegefamilie ”

Euch möchte ich für die verrückte Idee danken, mich von der Verdon-Canyon-Challenge zu begeistern. Ihr habt mich aus dem Alltag herausgerissen und mir wieder viel Kraft und Motivation für neue Aktivitäten gegeben. Es ist einfach geil solche Erlebnisse mit euch zu teilen und ich hoffe wir können noch einige von unseren Träumen gemeinsamen verwirklichen...

Auch euch ein großes DANKE!!!

Verdon Canyon Challenge 2010e

Wir sehen uns wieder auf den Trails in den Bergen...!

Schön wenn wir dann unsere geschundenen Füße im Wasser kühlen können!

Verdon Canyon Challenge 2010f

Also bis zum nächsten Abenteuer...

[Verdon Canyon Challenge]